Schon in meiner dritten Woche beim neuen Arbeitgeber war ich auf Geschäftsreise irgendwo im Niemandsland. Genauer gesagt in Thüringen, in Saalburg-Ebersdorf. Der Eindruck mag täuschen, aber für mich sagen sich dort Fuchs und Hase „Gute Nacht“. Was mich aber gar nicht gestört hat. Im Gegenteil: Ich fand es sehr entspannend.
Da mein Kollege und ich schon morgens um 6 losgefahren sind, hatten wir dementsprechend früh Feierabend und so haben wir das gute Wetter genutzt und sind (in Business-Kleidung :-)) zum Schloss Burgk gewandert.
Und auch wenn ich nicht so auf Aussichtstürme steh, weil ich es absolut nicht mag, wenn man zwischen den Stufen durchrutschen durchschauen kann, wurde ich von meinem Kollegen gezwungen habe ich mich überwunden, auf einen hinauf zu steigen. Belohnt wurde ich mit einer tollen Aussicht auf die Saale und dem guten Gefühl etwas geschafft zu haben.
Nach dem Abendessen bin ich müde und zufrieden ins Bett gefallen und hab richtig gut geschlafen.
Die Firmen, die wir dort besucht haben, sind nicht auf unserem (westlichen) Standard, was mich ein bisschen nachdenklich gemacht hat. Vor allem, wenn ich sehe, wie oft ich mich über manche Umstände beschwere. Die Menschen waren alle fröhlich und freundlich. Man kann doch wirklich mit wenig zufrieden sein. Solange wir einen Job haben und genug Geld verdienen um uns mit den lebenswichtigen Dingen versorgen zu können, leben wir doch eigentlich im Überfluss. Und wenn es dann noch Menschen gibt, die einen lieben, hat man alles was man braucht. Meine Zeit-Probleme sind demnach reine Luxusprobleme.
Deswegen habe ich mir ein bisschen Zeit genommen um meine Motivation bzw. mich zu hinterfragen.
Wer erwartet von mir, dass ich abends noch ein exklusives Essen auf den Tisch stelle? Ich.
Wer behauptet, dass ich jede Minute meiner Freizeit ausfüllen und sinnvoll gestalten muss? Ich.
Wer möchte, dass die Wohnung immer aufgeräumt ist. Ich.
Wer legt fest, wie, wann und wie oft mein Blog gepflegt wird? Ich.
Das Ergebnis: ich setze mich selber viel zu sehr unter Druck.
Also hab ich mir selbst eine Auszeit verordnet und nur das gemacht, auf was ich in dem Moment wirklich Lust hatte. Das Kochen macht mir nun wieder Spaß und fühlt sich nicht mehr nach Pflicht an. Das schlechte Gewissen ist Entspannung gewichen.
Auch wenn die Pause nicht geplant war, war sie für mich dringend notwendig. Nur doof, dass ich das immer erst merke, wenn ich kaum noch Kraft habe. Und dass es so schwierig ist, seinen Trott zu ändern. Ich muss in Zukunft einfach aufmerksamer mir und meinen Bedürfnissen gegenüber sein.
Was sonst noch so im letzten Monat los war:
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Die Arbeit hat mich eingeholt und ich fahre seit Anfang des Monats mit dem Zug, was mich entspannter ankommen lässt und mir Zeit zum Lesen bietet. Ich habe mich inzwischen gut eingelebt.
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Wir haben eine kleine Fahrradtour hoch auf einen Berg und quer durch den Wald gemacht. Ein tolles Gefühl – vor allem bergab. 😉
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Ich war krank. Ein weiteres Zeichen für eine notwendige Pause.
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Meine geliebte Brille hat neue Gläser bekommen, weil meine Sehschärfe nachgelassen hat. Eine halbe Dioptrie in zwei Jahren ist verschmerzbar.
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Ich habe angefangen das Buch Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? zu lesen und frage mich nun u.a. wie mein Leben weitergehen soll.
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Ich habe geplant, was ich in nächster Zeit umsetzen will und mich mit Büchern, Zeitschriften und Bastelmaterialien eingedeckt.
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Wir haben Zeit mit dem Superhelden-Patenkind in der Zoohandlung verbracht und den 90sten Geburtstag der Superhelden-Oma gefeiert.
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Ich habe das Stricken angefangen. Alle Omas im Umkreis sind inzwischen recht alt, irgendwann wird der Wollsocken-Nachschub versiegen. Also bring ich es mir nun selber bei.
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Endlich gibt es neue Folgen von „Grey’s Anatomy“, „New Girl“ und „How I met your mother“. Der Mittwoch gehört wieder mir!
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Ich habe mich danach gesehnt morgens aufzuwachen und wieder Tatendrang zu verspüren. Das Gefühl habe ich lange vermisst. Heute war es endlich soweit.
Ich bin wieder da!